Weissgerber-Konzerte Mindelheim

Um die Arbeit des bedeutenden Gitarrenbauers Richard Jacob 'Weißgerber' zu würdigen, wird diesen Herbst das Kulturamt der Stadt Mindelheim in Zusammenarbeit mit dem Gitarrenduo 'saitenspuren' drei Konzerte veranstalten, die seine wundervollen Instrumente aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln zeigen werden.
Wir sind besonders stolz darauf, für das erste Konzert den international bekannten Weißgerber-Spezialisten Christof Hanusch aus Berlin gewonnen zu haben, der verschiedenste Gitarrenmodelle von Richard Jacob präsentieren wird. Das zweite Konzert bestreitet die junge Konzert-Gitarristen Madlen Kanzler aus Erfurt, die ganz am Beginn einer großen Karriere steht, und den Abschluß bildet das Gitarren-Duo saitenspuren - Edith Lehner & Norbert Neunzling.


Alle drei Konzerte finden im Silvester-Saal Mindelheim statt - Beginn jeweils 20 Uhr.

Eintritttspreis: 15,- € / ermäßigt 10,- €
Paketpreis (3 Konzerte): 36,- € // ermäßigt 24,- €
Kartenvorverkauf: Mindelheimer Zeitung
Maximilianstraße 14
Telefon 08261/991375 und 08247/35035


Sa. 8. Oktober 2016 20.00 Uhr - Christof Hanusch (Berlin)

Der Stradivari der Gitarre
„Weißgerber“-Gitarren im Konzert mit Christof Hanusch
Der Berliner Gitarrist Christof Hanusch stellt in seinem Konzertprogramm verschiedene Modelle des
berühmten Markneukirchners Richard Jacob „Weißgerber“ vor, die in der Zeit zwischen 1920 und 1960
entstanden sind.
Neben seiner Tätigkeit als Musiker und Pädagoge erforschte Christof Hanusch mehr als 20 Jahre
Leben und Werk des Gitarrenbauers Richard Jacob (1877-1960) und ist Autor der 2011
herausgegebenen Monographie „WEISSGERBER ‑ Gitarren von Richard Jacob“. Bereits 2008 erschien
die CD „Die Weißgerber-Gitarren des Musikinstrumenten-Museums Markneukirchen gespielt von
Christof Hanusch“. (Beides herausgegeben vom Verein Freunde und Förderer des Musikinstrumenten-
Museums Markneukirchen e.V.)


Sa. 22. Oktober 2016 - 20.00 Uhr - Madlen Kanzler (Erfurt)


Madlen Kanzler wurde 1987 in Erfurt geboren und begann mit dem 7. Lebensjahr das Gitarrenspiel an der Musikschule Erfurt. Durch den Besuch der Musikspezialklassen in Gera erhielt sie eine umfassende Ausbildung in Gesang, Klavier, Chor und Chorleitung. Seit 2006 studierte Madlen Kanzler Gitarre, anfangs an der Hochschule für Musik und Theater Rostock bei Prof. Thomas Offermann. 2009 wechselte sie an die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart in die Gitarrenklasse von Prof. Johannes Monno. Sie hat ihren Bachelor und Master „mit Auszeichnung“ abgeschlossen. An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hat sie kürzlich ihr Konzertexamen bei Prof. Andrzej Mokry abgeschlossen.
Ihr Repertoire umfasst alle Stilepochen, was auch ihre erste CD-Einspielung „Es klinget so herrlich“ (2013) dokumentiert.
Im Jahr 2012 erhielt Madlen Kanzler beim „Sparda Classic Award“ in Weingarten/Baden den 2. Preis und den Publikumspreis. Sie ist zudem Finalistin und Preisträgerin einiger nationaler und internationaler Wettbewerbe.
Regelmäßig besucht Madlen Kanzler bei Carlo Marchione, Thomas Müller-Pering, Olaf van Gonnissen und dem Duo Gruber-Maklar Meisterkurse.
Mit Cornelia Lorenz bildete sie seit 2009-2013 das Gitarrenduo LorKa. Das Duo wurde vom Verein „Yehudi Menuhin – Live Music Now“ gefördert. Die Künstlerinnen konzertierten 2012 erfolgreich beim „20. Oberstdorfer Musiksommer“.
Die Künstlerin lebt seit 2013 in Erfurt und betreut eine Gitarrenklasse an der Musikschule Erfurt.


Sa. 12.November 2016 20.00 Uhr - saitenspuren


saitenspuren - Edith Lehner & Norbert Neunzling, Gitarren
Unsere große Liebe gilt den Originalkompositionen für zwei Gitarren. Es gibt so wundervolle selten gehörte Werke für Gitarrenduo, die nur darauf warten gespielt zu werden.
Wir tauchen mit Ihnen ein in die Seele dieser Musik, erspüren die Feinheiten in Melodik und Harmonik.
Den nuancenreichen lebendigen Klang der Gitarre voll auskostend – vom intimsten Pianissimo zart berührter Saiten bis zum aggressiv geschlagenen Rasgueado – erwecken wir die Musik zum Leben.
Mit schmelzendem Ton, rhythmischer Präsenz und interpretatorischer Finesse stehen Spieltechnik und Virtuosität im Dienst der Musik.
Besonders schätzen wir, dass unsere Interpretation zeitgenössischer Musik Komponisten inspiriert für unser Duo zu schreiben und uns die Uraufführung ihrer Werke anzuvertrauen.
In unseren Konzerten führen wir Sie durch ein abwechslungsreiches Programm, das vom frühen 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart reicht.




Richard Jacob (1877-1960)

„Kunstwerkstätte für Gitarren Weißgerber“ - Markneukirchen in Sachsen


Richard Jacob war einer der kreativsten, innovativsten und mit Sicherheit der vielseitigste Gitarrenbauer des 20. Jahrhunderts. Weder in Deutschland noch weltweit gab oder gibt es einen anderen Meister dessen Werk in seiner Vielfältigkeit mit dem des Markneukirchners vergleichbar wäre. Die Verschiedenartigkeit der Modelle und Konstruktionen sowie der Reichtum an Formen und Dekors sind einmalig. Zweifellos gehört er in eine Reihe mit den großen Künstlern seiner Zunft, die sich nicht nur durch die perfekte Beherrschung ihres Handwerks auszeichnen, sondern deren Individualität sich in einer ganz eigenen Gestaltungsweise und dem unnachahmlichen Klang ihrer Instrumente manifestiert. „Weißgerber“-Gitarren haben – wie die Instrumente anderer bedeutender Gitarrenbauer – etwas eigenes, unverwechselbares.

1877 geboren, wächst Richard Hermann Jacob in Markneukirchen, als Sohn des Gitarrenmachers Karl August Jacob, auf. 1891-94 Lehre als Zithermacher, arbeitet er bis zum Armeedienst 1897-99 in diesem Beruf, danach folgt er seiner inneren Stimme und wird Gitarrenmacher, erst in anderen Werkstätten tätig, macht er sich 1905 als Gitarrenbauer selbständig und arbeitet bis 1911 mit seinem Vater zusammen in dessen Werkstatt. 1911 Gründung eines eigenen Hausstandes mit einer eigenen Werkstatt.

Seitdem schuf Richard Jacob mit unerhörtem Fleiß unzählige Gitarrenmodelle in einer unüberschaubarer Vielfalt in Konstruktion und Gestaltung. Sein Lebnen lang versuchte er die Gitarre als Konzertinstrument weiterzuentwickeln, noch in seinem letzten Lebensjahr – im Alter von 83 Jahren – schuf er noch fünf oder sechs neue Instrumente, jedes etwas anders konstruiert, immer aufs Neue durchdacht.

Obwohl bis 1960 nur mit seinen eigenen Händen an die viertausend (4000!) Instrumente geschaffen hat, findet man fast nie zwei Stücke, die sich völlig gleichen. Martin Jacob, sein 1911 geborener Sohn, führte die Werkstatt bis zu seinem eigenen Ableben 1991 fort, und vollendete noch viele unvollendete Gitarren im Sinne seines Vaters.

Richard Jacobs Gitarren sprechen heute zu uns mit ihrer einzigartigen, beseelten Stimme. Charakteristisch für den „Weißgerber“-Klang sind die unnachahmliche Klangschönheit mit einer bestechenden Transparenz, die großer Offenheit und Klarheit. Ein wunderbar singender Ton, der gleichzeitig jede Stimme klar voneinander trennt und trotzdem in orchestralen Klangeffekten schwelgt.

(Christof Hanusch)